Wien: offener Brief zum Thema Radtote und Alibi-Radgipfel


Angesichts der drei in den letzten 10 Tagen von Autos/LKWs übersehenen und getöteten RadfahrerInnen in Wien erfolgt nun die erwartbare Politikredaktion.
Einerseits ein Alibi-Radgipfel mit den Autolobbyisten und Nicht-RadexpertInnen, denen wir die hohe Gefährdung und den niedrigen Radverkehrsanteil in Wien zu verdanken haben und anderseits die übliche Tatsachenverdrehung, die anstatt mehr Akzeptanz und Rücksicht für Radfahrer ein Tempolimit für RadfahrerInnen fordert.

Darum haben 74 Wiener RadfahrerInnen den nachfolgenden Protestbrief unterzeichnet, der als offener Brief an die angführten Politiker und Medienstellen verschickt wird.

Sg. Bürgermeister Häupl,
Sg. Verkehrsstadtrat Schicker,
Sg. Hr. BV Kubik,
Sg. Hr. BVStv. Hasch,

Viele RadfahrerInnen und AktivistInnen in Wien sind traurig und auch
wütend über die jüngsten Todesfälle in Wien, speziell im 2. Bezirk.

Die “Unfälle” waren nicht Pech oder unvermeidbar sondern sind das
vorhersehbare Ergebnis einer ignoranten Verkehrspolitik, die
RadfahrerInnen aus der Wahrnehmung drängen will, anstatt sie zu einem in
vielfacher Hinsicht wertvollen und vor allem respektierten und
akzeptierten Teil des innerstädtischen Verkehrs zu machen.

Wenn sich nun als Reaktion der Stadt Wien am 18.11 ein Radverkehrsgipfel zusammenfindet, der genauso besetzt ist wie in den letzten Jahren, in denen es zu keiner signifikanten Verbesserung der Situation gekommen ist, dann ist das das falsche Signal und ein weiteres Alibi-Event, das nichts bringt.

Es ist Zeit, RadfahrerInnen ernst zu nehmen und ihnen den zustehenden Stellenwert und Raum zu geben. In der Verkehrsplanung, in den Medien und auf der Strasse.

Wenige Leute, mit denen ich spreche glauben, dass die von Ihnen
erwähnten Mitglieder des Radverkehrgipfels (Arbö, ÖAMTC, Argus, Magistrate, Parteienvertreter und der zahnlose Radwegkoordinator) die nötige Expertise bzw. das Interesse haben, eine wirkliche Verbesserung der Radfahrersituation zu erreichen, die einerseits finanzielle Mittel (zB Imagekampagnen) und andererseits eine Änderung der Autosituation (Tempolimits, Negativimage für Autorowdies und Abdränger, Einschränkung des “die Strasse gehört den Autos”-Gedanken usw. ) erfordert.

Wenn Sie wirklich Interesse an einer Änderung und Verbesserung haben, dann laden Sie zu diesem Gipfel und zu künftigen Gremien wirkliche anerkannte ExpertInnen ein und auch Menschen, die Erfahrung mit der alltäglichen Situation der RadfahrerInnen haben und international erfolgreiche Modelle und Studien zur Förderung des Radverkehrs und damit der Radsicherheit kennen, die in Wien seit Jahren nicht einmal ignoriert werden.

Ich kann Ihnen gerne die nötigen Kontakte vermitteln, wenn Interesse
daran besteht, aber viele RadfahrerInnen in Wien und im 2. Bezirk werden
nicht damit zufrieden sein, wenn die Verkehrskommission nun einmalig
“Radgipfel” heisst und sich wieder nichts ändern wird.

Wir kennen die heisse Luft, wenn es bei Alibi-Fachdiskussionen und politischen Auftritten wieder nur um “mehr Radwege”, “Tempolimits für Radfahrer” oder die medial gehypten “Radrowdies” anstatt um reale Probleme und Lösungen geht.

Und wir wollen nicht mehr heisse Luft und weiterhin jährlich zahlreiche getötete RadfahrerInnen. Wir wollen Akzeptanz und Respekt und mehr Sicherheit durch Rücksicht und mehr Sicherheit durch eine Erhöhung des Radverkehranteils, wie sie von Ihnen selbst seit langem gefordert aber nicht umgesetzt wird.

unterzeichnet von:

peter pilsl – pilsl@goldfisch.at

und weitere 73 UnterzeichnerInnen, deren email-adressen dem Sender bekannt sind:

Annegret Burtscher, Bernhard Odehnal, stefan hageneder, Kathrin Kober, georg zechner, johannes richter, berti ludwig, gerold ludwig, josef haunschmidt, karoline schillinger, florian weber, max baur, wolfgang höfler, daniel baminger, Nicholas Platzer , Astrud Beringer, david fadovic, berthold hager, andi strissnig, karin barta, Stephan Ulver, roland stork, Fidelius Krammel, Herbert Bork, Elmar Voelkl, Rainer Lefevre, Günter Kölbl, agnes, Johannes Pepelnik, Klemens Pilsl, bernd remsing, johanna tragler, barbara kitzler, peter zwielehner, judith hörlsberger, Ingrid Altenburger, Andrew Zoechbauer, Madeleine Maciag , Marianne Rainer, Evi Hlavac , Gerald Schuberth , Florian Birngruber, Nina Stastný, Dorel Coban, Markus Steenbock, Anna Gottenöf, Andrea Hubin , Amadeo Schürmann, Angela Magenheimer, Thomas Schmidinger, andreas rumpfhuber , Ulrike Repnik, kristina pia hofer, joshua taupert, heide hammer, michael pucher , Birgit BErger , Eva Trimmel, Beate Hausbichler, Karin Müller , Claudia Schneider , Karo Rumpfhuber , Pablo Rudich, Harald Lerch , Walter Albrecht, Regine Schubert, Günter Schubert , Ste del Sordo, “Miaz”, “Herbert” , “Ferdi”, “Kathrin”, “RPI”

Falls noch wer unterschreiben will, der noch nicht unterschrieben hat, kann mensch gerne den brief einfach von sich aus an die EmpfängerInnen schicken.

Der Brief ging per email an:

 michael.haeupl@wien.gv.at, rudolf.schicker@gsv.wien.gv.at,
 post@bv02.wien.gv.at, adi.hasch@blackbox.net, info@derStandard.at,
 leserbriefe@derStandard.at, christoph.kotanko@kurier.at,
 christian.skalnik@kurier.at, chefredaktion@diepresse.com,
 leserbriefe@diepresse.com, hamann.sibylle@profil.at,
 sibylle.hamann@chello.at, christoph.chorherr@gruene.at

9 Antworten zu “Wien: offener Brief zum Thema Radtote und Alibi-Radgipfel”

  1. ich habe eine Antwort gekriegt und es lautet genau so vielversprechend wie erwartet:

    Büro der Geschäftsgruppe
    Stadtentwicklung und Verkehr
    1., Rathaus, 1082 Wien

    GSV-1845/2008
    zu MDP – 5188/2008

    Sehr geehrter XX XXX!

    Danke für Ihre E-Mail vom 30. Oktober 2008 an Herrn Bürgermeister Dr. Michael Häupl, die zuständigkeitshalber an unser Büro übermittelt wurde. Dazu teile ich Ihnen Folgendes mit:

    Der Stadt Wien ist sehr wichtig, die Rahmenbedingungen für Radfahrer/innen weiter zu verbessern: durch Ausbau des Radwegenetzes, verkehrsberuhigten Zonen und selbstverständlich auch durch Entschärfung von Gefahrenstellen.

    Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang sind für die Angehörigen tragisch und für die anderen am Unfall unmittelbar Beteiligten sehr einschneidende Ereignisse. Wir hinterfragen daher sehr genau, welche Faktoren im konkreten Fall nicht ausreichend beachtet wurden und welche Ursachen zum Unfall geführt haben, dies vor allem, um eine Wiederholung eines solchen traurigen Vorfalles zu vermeiden.

    Die sich aus einer Unfallanalyse ergebenden Änderungsvorschläge werden im Sinne der verkehrstechnischen, straßenbautechnischen und rechtlichen Machbarkeit einer Kontrolle unterzogen und im gesetzlich vorgeschriebenen Behördenverfahren vorgelegt und entsprechend entschieden. Neue Straßenplanungen werden standardmäßig auf deren Radfahrtauglichkeit geprüft, u.a. auch mit den Radfahrorganisationen wie Argus, VCÖ. Gemeinsam festgelegte Ziele und Maßnahmen tragen zur Steigerung der Verkehrssicherheit bei und verbessern die Allgemeinsituation aller Betroffenen.

    Um Unfälle zu vermeiden, werden wir konkret auch auf Gefahrenpotenziale wie z.B. tote Winkel bei LKW, verstärkt hinweisen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ingrid Götzl, BSc e.h.
    Büroleiterin

    Büro der Geschäftsgruppe
    Stadtentwicklung und Verkehr
    Tel.Nr. 4000-81400
    Fax.Nr. 4000-99-81400
    mailto: post@gsv.wien.gv.at

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