Wien: Ghost Bikes von Stadtverwaltung entfernt!


DSC_6678.JPGWenige Tage nach dem Ghost Bike Ride vom 28.2., bei dem 5 Mahn-Räder in Wien errichtet wurden, hat die Stadtverwaltung schon ihre fehlende Sensibilität unter Beweis gestellt. Trotz (oder gerade wegen?) der Vorinformation an die Bezirksverwaltungen wurden am 3.3. fast alle Ghost Bikes entfernt! – sowohl 4 der 5 neu aufgestellten GBs (am Hernalser Gürtel, an der Erdbergerlände, an der Schweglerbrücke und am Wiedner Gürtel) und alle 3 GBs in der Leopoldsstadt, die dort an die tödliche Unfallserie vom Oktober 2008 erinnerten.

Einzig das Ghost Bike vom 28.2. für Heidi H. steht noch in der Johnstraße – ein Zufall, dass es auch das einzige war, das nicht bei einer Bezirksvorstehung angekündigt wurde? Wir sind enttäuscht, erschüttert und erzürnt ob dieses (erwartbaren) Beweises von Ignoranz gegenüber den berechtigten Anliegen unmotorisierter StadtbewohnerInnen, die ihre Gefährdung durch den allgegenwärtigen Autozentrismus und die dadurch dominierte Verkehrsplanung in Wien zum Ausdruck bringen wollten – und auch weiter werden. Unser Apell an die Stadtverwaltung wurde offensichtlich von allen Bezirksverwaltungen nicht nur ignoriert, sondern im Gegenteil als handlungsaufforderung zur Entfernung interpretiert:

„Vielen RadfahrerInnen in Wien sind diese Ghostbikes ein starkes Anliegen. Sie sehen in diesen Rädern ein sehr wichtiges Mahnmal gegen die Gefährdung von RadfahrerInnen durch Autoverkehr. Berücksichtigen Sie bitte dieses Anliegen und die Trauer der Hinterbliebenen und akzeptieren Sie Ghost Bikes als öffentliche Mahnmale. Entfernen Sie sie nicht!“

Als Protest richten wir folgendes kurze Schreiben an die erwähnten Bezirksvorstehungen, jedeR ist aufgefordert, diesen oder einen persönlichen Text an
post@bv02.wien.gv.at (2.Bez.),
post@bv03.wien.gv.at (3.Bez.)
post@bv10.wien.gv.at (10.Bez.)
post@bv15.wien.gv.at (15.Bez.)
post@bv17.wien.gv.at (17.Bez.) zu mailen! Unbedingt auch gleich an den Verkehrsstadtrat rudi.schicker@wien.gv.at. !

Bitte schreibt zahlreich und unterzeichnet zusätzlich die Onlinepetition für eine Fortbestand der Ghostbikes in Wien

Werte Damen und Herren!


In ihrem Bezirk wurden vor wenigen Tagen Ghostbikes (weiß bemalte Gedenk-Räder – http://ghostbike.criticalmass.at) an Orten aufgestellt, an denen RadfahrerInnen im Straßenverkehr getötet wurden. Diese Räder wurden nun entfernt, was einen starken Affront gegenüber den engagierten BürgerInnen und betroffenen Angehörigen darstellt, die diese Räder platziert haben.

Vielen RadfahrerInnen in Wien sind diese Ghostbikes ein starkes Anliegen. Sie sehen in diesen Rädern ein sehr wichtiges Mahnmal gegen die Gefährdung von RadfahrerInnen durch Autoverkehr. Wir haben Sie von diesen Aktionen unterrichtet und uns von Ihnen erwartet, Ghostbikes als den wertvollen Beitrag von verantwortungsvollen Menschen zu sehen, der sie sind, und keine Maßnahmen zu ihrer Entfernung zu setzen. Ghostbikes sind keine verlassenen Schrotträder, die ihren richtigen Platz auf der Müllkippe haben, sondern Mahnmale für persönliche Tragödien und systematische Ignoranz! Sie werden besucht, gepflegt und betreut.

Daher bringen wir hiermit unseren Protest und unsere Enttäuschung zum Ausdruck. Mit der Entfernung haben Sie weder ein Zeichen für Bürgernähe noch für klimafreundlichen Verkehr gesetzt. Behördliche Maßnahmen dieser Art können wir nicht ohne Widerspruch hinnehmen.

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7 Antworten zu “Wien: Ghost Bikes von Stadtverwaltung entfernt!”

  1. HHAT ARE THEY AFRAID OF (Warum Haben Sie Angst?)

    Blumen oder ein Kreuz werden hintergelassen wenn Es ein toedlicher Autounfall gibt.

    Ghostbikes sind eine Mahnung und ein schoenes Memoriam an die Verstorbene.

    Normalerwiese sind die Oesterreicher verliebt mit dem Tod.

  2. Das ist echt unnötig. Aber man darf sich nicht wundern, dass die Ghostbikes den verantwortlichen Stadt- und Verkehrsplanern eher unangenehm sind. Das zeigt wieder mal, wie wenig die Interessen der Radfahrer wert sind – und zeigt daher auch, wie dringend notwendig weiteres aktives Engagement ist.

  3. Radfahrer auf den Gehweg,Gesteig,Zebrastreifen ohne Radweg gegen die Einbahn .An der u.Alten Donau Radfahrer mit Wahnsinnsgeschwindigkeit die Fußgeher anpöpelnd!! Gibt es so VIELE Idioten als Radfahrer oder sind das nur einige???

  4. lieber karl bucan!
    wie immer liegt das einschätzen von idiotie im auge des betrachters – und am umfeld. in meinen augen ist es nämlich ebenso gewagt, um 2h früh mitten am golf-gti-treffen „autofahrer sand deppat!“ zu schreien, wie einen kommentar wie diesen auf der criticalmass-seite zu schreiben. aber deswegen von idiotie zu sprechen wäre doch zuviel des guten, oder?

    😉

  5. […] In Deutschland befinden sich mittlerweile in vielen Städten Ghostbikes: Obwohl die allermeisten höchstwahrscheinlich ohne entsprechende Genehmigungen von Privatpersonen oder von den jeweiligen ADFC Ortsgruppen aufgestellt wurden, ließ sich auf Anhieb kein weiterer Fall finden, in dem ein Ghostbike durch städtische Behörden entfernt worden ist. Ganz im Gegenteil: In Göttingen ist die Polizei offenbar seit 2013 selbst am Aufstellen von Ghostbikes beteiligt. Lediglich außerhalb Deutschlands, nämlich in Wien und Graz wurden 2009 mehrere Ghostbikes entfernt. […]

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